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Bradl: „Ich vertraue Honda und ich vertraue dem Team"

Friday, 5 August 2016 09:40 GMT

Ein exklusives Interview mit dem Grand-Prix-Weltmeister vor seinem WorldSBK-Wechsel

Stefan Bradl wird der zweite deutsche Pilot, der ab 2017 in der MOTUL FIM Superbike World Championship Vollzeit in der Startaufstellung steht.

Bradl, der momentan 26 Jahre alt ist und 27 sein wird, wenn die rote Ampel auf Phillip Island in der nächsten Saison ausgeht, wird neben Nicky Hayden im Honda WorldSBK Team fahren.

Seitdem er den 125ccm Titel der deutschen Meisterschaft 2005 holte, gewann Bradl 7 Grand-Prix-Rennen, sicherte sich 8 Pole Positions und stand ganze 19 Mal auf dem Podium. Die Spitze des Eisbergs war der Moto2-WM-Titel 2011.

In dieser Woche sprach Bradl mit WorldSBK.com.

Stefan, schon einmal Willkommen im WorldSBK Fahrerlager! Wie ist das passiert?

Dankeschön! Grundsätzlich habe ich schon etwa ab dem Barcelona GP angefangen über die World Superbike nachzudenken. Die Situation mit Aprilia war nicht deutlich, also musste ich über andere Möglichkeiten nachdenken. Ich habe die World Superbike schon immer verfolgt. Sie ist nah an der MotoGP und wir kennen uns alle sehr gut. Also dachte ich während der kurzen Pause zwischen dem Barcelona und dem Assen GP darüber nach. Dann traf ich mich mit (Teambesitzer) Ronald Ten Kate und den Jungs von Honda Europe, während ich i Assen war. Das war das erste Mal, dass wir uns trafen und die Idee war super gut. Ich fühlte mich wirklich willkommen und die Treffen, die wir hatten, waren gut. Ich fühlte mich von Anfang an großartig und wir konnten uns einigen.

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem du fühltest, dass ein Wechsel notwendig wäre?

In der MotoGP kamen die ‚Silly Season’ und die Fahrerwechsel in dieser Saison alle so früh. Meine Priorität zu dieser Zeit war es, bei Aprilia zu bleiben, denn ich fühle mich im Team gut und ich wollte dort weitermachen. Sie hatten bereits einen Fahrer unter Vertrag (Sam Lowes), also gab es nur noch einen freien Platz für einen weiteren. Für mich bestand die Möglichkeit mit einem anderen Team in der MotoGP zu bleiben, aber als ich mit Honda in Verbindung kam, gaben sie mir ein wirklich gutes Gefühl dabei, in die World Superbike zu gehen und zu sehen, was passiert.

2017 wirst du ein Team mit Nicky Hayden bilden. Bist du aufgeregt?

Ich freue mich wirklich darauf, Nicky als Teamkollegen zu haben. Wir kennen uns sehr gut und wir mögen uns sehr. Wir hatten einige wirklich harte Kämpfe gegeneinander in der MotoGP. Er ist ei großartiger Fahrer und ist in der World Superbike bereits sehr gut. Ich denke, dass wir ziemlich gut zusammenarbeiten können, versuchen werden uns gegenseitig zu schlagen und einander anzuspornen! Ich denke Honda hat für nächstes Jahr ein wirklich gutes Team.

Einige der WorldSBK Strecken werden für dich neu seine...

Ich kenne den Lausitzring, aber es ist fast zehn Jahre her, dass ich zum letzten Mal dort gefahren bin. Ich denke nicht, dass die neuen Strecken super schwierig werden, denn neue Strecken zu lernen, ist normalerweise kein großes Problem für mich. Die größere Herausforderung wird die Anpassung: zu sehen wie sich das Bike bewegt, was möglicherweise der größte Unterschied sein wird, wenn man aus der MotoGP kommt, denn in der WorldSBK bewegt sich das Bike mehr und du musst deinen Körper mehr einsetzen, um das zu kompensieren. Und ich muss sehen, wie die Pirelli-Reifen sind.

Die neue Honda wurde als ‚radikale Fireblade’ beschrieben, aber wir wissen bisher noch nicht warum. Weißt du etwas, was wir nicht wissen?

Ich bin zuversichtlich [lacht]! Honda ist ein wirklich großer Hersteller und eine gute Firme, mit der ich in Vergangenheit schon gute Erfahrungen sammeln konnte. Ich vertraue Honda. Ich kann diese Frage nicht wirklich beantworten, denn ich weiß genauso viel wie ihr! Ich weiß, dass es ein Update geben wird, aber ob das Bike nun komplett neu sein wird oder ob sie nur ein paar Änderungen einige Teile probieren, weiß ich bisher nicht. Wir werden es sehen, wenn sie das Bike rausbringen. Ich weiß nicht, wann es bereit sein wird und wann ich damit fahren kann, aber ich vertraue der Firma und dem Team. Für mich ist das nicht die größte Herausforderung oder das größte Problem.

Was für dich eine neue Herausforderung sein wird, ist das Format mit zwei Rennen...

Ja, das wird anders. Ich freue mich darauf zwei Rennen an einem Wochenende zu fahren, denn wenn du ein schlechtes hast, kannst du es am nächsten Tag besser machen! Es wird eine neue Strategie für das Wochenende und es wird anders. Ich erwarte nicht, dass es ein großes Problem ist. Ich kann von den anderen Fahrern lernen, wie man das Bike schon am Freitag etwas schneller abstimmt. Das Team hat viel Erfahrung damit, also bin ich mir sicher, dass wir eine gute Strategie für das Wochenende entwickeln können. Ich freue mich wirklich auf etwas Neues und darauf, mich daran anzupassen. Ich hoffe, dass mir das so schnell wie möglich gelingt!

Welche Chancen hast du, an der Spitze zu kämpfen?

Die World Superbike hat wirklich gute Rennen. Die Jungs kämpfen hart. Natürlich freue ich mich darauf, denn ich denke, dass wir ziemlich gute Chancen haben dicht am Podium zu sein und um gute Ergebnisse zu kämpfen – etwas, das für mich in der MotoGP zuletzt viel schwieriger war. Es wird nicht leicht, denn das Niveau in der World Superbike ist sehr hoch. Ich kenne alle Fahrer und weiß, dass sie sehr talentiert sind. Ich gehe nicht einfach in die World Superbike und erwarte, dass es leicht für mich wird. Das weiß ich sehr gut. Ich muss kämpfen, um meinen Job anständig zu machen, aber ich denke, dass meine Chancen um das Podium zu kämpfen größer sind als momentan in der MotoGP. Natürlich wird Kawasaki stark sein und vielleicht auch in der nächsten Saison wieder Favorit, aber ich denke, dass es für mich viele Chancen geben wird, um zu versuchen aufs Podium zu fahren. Ich werde alles geben, um Rennen zu gewinnen, aber es wird etwas Zeit dauern, bis ich mich angepasst habe.

Hast du das Gefühl, dass das der Beginn einer besonderen Ära ist?

Die World Superbike wird immer beliebter und immer interessanter für alle. Wenn du dir Namen wie Nicky Hayden, Jonathan Rea, Tom Sykes und all diese Jungs ansiehst, dann merkst du, dass sie gute Erfahrung haben und auch über die MotoGP viel wissen. Wir kennen uns alle sehr gut. Ich freue mich darauf, mit diesen Jungs zu fahren und ich bin sicher, dass die Popularität der World Superbike noch wächst. Vielleicht könnte mein Name sie auch etwas attraktiver machen! Ich werde mein Bestes geben und sehen, wie wir weitermachen, um nach vorne zu kommen.

Bevor du nächstes Jahr zu uns kommst, haben wir noch das Ende von 2016. Auf wen setzt du?

Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, denke ich, dass ich auf Jonathan Rea setzen würde. Er hat den Titel im letzten Jahr gewonnen und hat momentan einen anständigen Punktevorteil. Wir wissen, dass noch immer acht Rennen zu fahren sind und dabei kann viel passieren, aber er ist mein Tipp für die Weltmeisterschaft.

Stefan Bradl wird im nächsten Jahr zum ersten Mal in der WorldSBK-Startaufstellung stehen. Seine nächste Herausforderung ist jedoch die MotoGP, die am nächsten Wochenende nach Österreich zurückkehrt.